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WASSERATTRAKTIONEN FÜR SCHWIMMBÄDER

  • Autorenbild: Uwe Roth
    Uwe Roth
  • 25. Juni
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Juni

VOR- UND NACHTEILE VERSCHIEDENER SYSTEME


Zu den Klassikern Sprungbrett, Rutsche und Wellenbecken haben sich in den letzten Jahren neue aufblasbare Wasserspielelemente, Wasserkletterwände und unter die Decke verfahrbare Wasserseilgärten hinzugesellt. Wo liegen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme in Anschaffung und Betrieb? Autor Uwe Roth wägt ab, wie Betreiber durch Wasserattraktionen ihre Bäder für die Besucher dauerhaft attraktiv gestalten können.
Wasserrutsche im Betrieb

Handling

Die beste Attraktion taugt nichts, wenn der Aufwand für das Personal so groß ist, dass die Freude am Umgang damit verloren geht.

Den meisten Aufwand bereiten aufblasbare Elemente, im Gegensatz zu fest installierten Attraktionen. Die Gefahr durch Beschädigung der Elemente steigt mit jedem Transport. Auch Trocknung, Verpackung und Lagerung müssen als Aufwand betrachtet werden, der in Relation zur Nutzungszeit gesetzt werden muss. Je länger am Stück ein aufblasbares Element eingesetzt werden kann, umso wirtschaftlicher. Für Baggerseen etwa und einmaligen Aufbau am Saisonbeginn sieht die Bilanz deutlich besser aus als beim häufigen Auf- und Abbau im Sportbecken. Bei allen fest eingebauten Attraktionen muss das Gerät nur freigegeben werden. Beim Wasserseilgarten kommen noch rund 20 Sekunden zum Absenken der Anlage hinzu. Bei der einen oder anderen Attraktion sind gegebenenfalls zusätzliche Trennleinen
im Becken einzuziehen oder zu entfernen.

Nachhaltigkeit

Wie energieeffizient ist ein Produkt? In die Betrachtung fließen die laufenden Energiekosten im Betrieb sowie die Energiekosten in der Herstellung im Verhältnis zur Gesamtlebenszeit ein. Je länger ein Produkt genutzt wird, umso nachhaltiger ist es. Die zu erwartende Lebensdauer des Produktes hängt von seiner Verarbeitung und Qualität ebenso wie von der Möglichkeit zur Reparatur ab. In diesem Kontext haben aufblasbare Wasserspielgeräte die geringste Lebensdauer von drei bis fünf Jahren im Gegensatz zu bis zu 20 Jahren bei allen anderen Produkten. Edelstahlrutschen haben eine sehr hohe Lebensdauer, Kunststoffrutschen lassen sich hervorragend reparieren. Nicht unerheblich ist bei Rutschen aller Art jedoch ihr permanenter Energieverbrauch aufgrund der zusätzlichen Wasseraufbereitung. Neben der Verarbeitung und Qualität wird die Lebensdauer einer Wasserattraktion durch ihre Beliebtheit beeinflusst. Einer Attraktion, die nicht mehr nachgefragt wird, droht das Aus. Obwohl noch funktionsfähig, wird sie vor ihrer Zeit entsorgt, dies reduziert ihre Nachhaltigkeit. Am Ende des Lebenszyklus stellt sich die Frage nach der Wiederverwertbarkeit der Materialien. Stahl lässt sich hervorragend wiederverwerten, Holz ebenfalls. Für Glasfaser und Kunststoffe gibt es zunehmend intelligente Recyclingideen, die auf gute Möglichkeiten in der Zukunft hoffen lassen.

Anschaffungskosten

Der erste Blick fällt oft auf die Anschaffungskosten, diese sind am offensichtlichsten. Diesbezüglich sind neben dem Wellenbecken die Wasserrutschen und die verfahrbaren Seilgärten die teuersten Attraktionen. Ein Rutschenturm verteuert die Rutschen signifikant; je mehr Rutschen im Turm, umso besser ist das Verhältnis. Bei beiden Attraktionen hängt der Preis deutlich von den vorhandenen Rahmenbedingungen, den gewählten Optionen und Features und der damit verbundenen Attraktivität ab. Der Einbau in einen Neubau erweist sich meist als einfacher und günstiger als in einem Bestandsbad. Das gilt auch für Kletterwände und Sprungtürme. Die Installation eines verfahrbaren Wasserseilgartens im Außenbereich ist deutlich teurer als im Innenbereich, wegen der zusätzlichen Tragekonstruktion aber dafür meist problemlos nachrüstbar. Je früher im Planungsprozess vor allem bei Neubauten Optionen eingeplant werden – auch wenn sie erst später nachgerüstet werden sollten – umso günstiger. Aufblasbare Wasserspielgeräte sind oft am unproblematischsten einbaubar, wenn das Becken breit und tief genug ist. Sie sind mit Abstand am günstigsten in der reinen Anschaffung. Exakte Anschaffungskosten für alle Attraktionen lassen sich nur für konkrete Projekte ermitteln, da sie enormen Preisspannen unterliegen.

Unterhaltskosten

Langfristig fallen die Unterhaltskosten viel stärker ins Gewicht als die Anschaffungskosten. Häufig fallen zusätzliche Personalkosten für den Betrieb von Wasserattraktionen an. Ein Wellenbecken benötigt im Spitzenbetrieb sehr viele Augen zur Sicherheit. Wieviel Aufsichtspersonal werden für eine Rutsche (am Einstieg und Ausstieg) oder für die im wahrsten Sinne des Wortes nicht durchsichtige aufblasbare Wasserattraktion benötigt? Sicherheitsgründe erfordern hier permanent zwei Aufsichtspersonen aufgrund des realen Risikos, hinter dem Element zu ertrinken. Im Gegensatz dazu kommt ein „durchsichtiger“ Wasserseilgarten, eine Kletterwand oder ein Sprungturm mit nur einer Aufsicht gut aus. Ist dieses Personal sowieso vor Ort, oder muss es zusätzlich beschafft werden? In dieser Position können sich über einen Zeitraum von 20 Jahren hohe Summen verstecken. Laufende Betriebskosten summieren sich: Strom für Pumpen und die Wasserheizung für das zusätzliche Baukörpervolumen bei Sprungtürmen und Kletterwänden. Die Luftvolumenhei-
zung bei Rutschentürmen und für höhere Raumhöhen bei Sprungtürmen sowie die aufwändige Wasseraufbereitung des Rutschenwassers sind je nach Konfiguration nicht unerheblich und können den reinen Anschaffungspreis im Laufe der Jahre locker übersteigen. Die Stromkosten für aufblasbare oder absenkbare Spielgeräte sind dagegen marginal, da die Energie nur kurzzeitig zum Aufbauen benötigt wird und die benötigten Wassertiefen deutlich geringer sind. Sprungbrett oder Kletterwand sind hinsichtlich der direkten Energiekosten im Vergleich unschlagbar. Die indirekten Kosten des Baukörpers werden oft übersehen beziehungsweise als notwendig vorausgesetzt, sollten aber in die Gesamtbetrachtung der Wasserattraktion einfließen.

Instandhaltungskosten und Wartung

Sprungbrett und Sprungturm schneiden am günstigsten ab. Bei den aufblasbaren Wasserspielgeräten können kleinere Reparaturen vom eigenen Personal selbst ausgeführt werden. Alle anderen Attraktionen benötigen eine jährliche Inspektion und gegebenenfalls alle fünf Jahre eine große Inspektion, zuzüglich der auszutauschenden und zu ersetzenden Materialien. In Summe verursacht der verfahrbare Wasserseilgarten die höchsten Instandhaltungskosten, da er im Vergleich zu Rutsche oder Kletterwand mehr bewegliche Teile hat, die auch in Folge mehr verschleißen.

Hallenbad

Return on Invest

Egal ob kommunaler oder privater Betreiber – jeder fragt sich, mit welchen Attraktionen die breiteste Zielgruppe angesprochen werden kann, wenn möglich auch regelmäßig und über einen möglichst langen Zeitraum, für den günstigsten langfristigen Invest und mit welchem potenziellem Return. Viele und regelmäßige Gäste mit dem geringsten Raumbedarf bringen den potenziell höchsten Umsatz. Anschaffungskosten, Personalkosten, Betriebskosten und Instandhaltungskosten sind ein Aspekt. Mehrperspektivität und Auslastung sind aber mindestens ebenso wichtig. Kann die Wasserattraktion nur zu einem oder zu mehreren Zwecken eingesetzt werden? Spricht sie nur eine oder mehrere Altersgruppen an? Kann die Attraktion mit geringem Aufwand und Kosten angepasst werden, um die anhaltende Attraktivität zu gewährleisten? Je flexibler das Produkt, umso größer das Marketingpotenzial und die Chance auf einen guten Return on Invest. Spaß bereiten alle Attraktionen, aber haben sie auch Wettkampfpontenzial? Dies erhöht die Chance auf eine oder mehrere Veranstaltungen im Jahr. Wettrutschen und ein „Arschbombenkontest“ sind als einmalige Events im Jahr gut denkbar und auch bekannt. Aber nur wenn der Nutzer regelmäßig trainieren muss, um besser zu werden, kommen dauerhaft mehr Besucher ins Bad. Wasserparcours und Kletterwand eignen sich für Wettbewerbe mit Zeiterfassung, die eine gute Vergleichbarkeit erlauben. Fast alle Attraktionen fordern und fördern die Schwimmfähigkeit, da sie zumeist in Wassertiefen ab 1,35 m und tiefer stattfinden und die Gäste motivieren, sich auch in tieferes Wasser zu begeben und Schwimmen und Tauchen zu üben oder zu lernen. Beim Wasserparcours können in Kombination mit einem Zeitmesssystem längere Schwimmstrecken integriert werden. Wasserrutsche und Wellenbecken setzen hier einen Kontrapunkt, da Schwimmfähigkeit nicht zwangsläufig vorausgesetzt wird und sie somit auch für Nichtschwimmer eine Attraktion darstellen.

Zielgruppenansprache

Alle Wasserattraktionen sind auf Bewegung ausgerichtet und werden den Entspannung suchenden Gast nicht ansprechen. Rutschen und Wellenbecken sind zum Teil auch für Nichtschwimmer geeignet, alle anderen erfordern Schwimmfähigkeit. Insgesamt und auch innerhalb einer Attraktion stellt sich die Frage, welches Angebot die vielfältigsten Herausforderungen bereithält und somit – wenn auch nur in Teilen – von den meisten Gästen genutzt wird. Rutschen, Klettern und Springen sind hier eindimensional zu sehen. Die Parcoure vereinen sehr unterschiedliche Elemente in sich. Tauchen, Klettern, Hangeln, Balancieren beinhalten vielfältige Anforderungen und können auch bei älterem Publikum punkten. Pluspunkte bringt ein Gerät, an dem zusätzlich aktives Training betrieben werden kann. An der Kletterwand kann der Nutzer auch zur Kräftigung klettern, ebenso wie das Sprungbrett der Körperspannung dient. An den verfahrbaren Wasserparcouren kann ein gezieltes Zirkeltraining durchgeführt werden, um das Herz-Kreislauf-System zu fördern und um Beweglichkeit sowie Kraft und Kraftausdauer gezielt und unter Anleitung zu trainieren. In Kombination mit Schwimmen ergibt sich daraus ein rehabilitativ gelenkschonendes oder auch herausforderndes Fitnesskonzept für bis zu 20 Personen gleichzeitig an ein und demselben Gerät.


Anhaltende Attraktivität

Egal wie toll eine Wasserattraktion ist, irgendwann ist sie Standard und der Reiz des Neuen ist verflogen. Das Bad lockt deutlich schwerer bestehende Kundschaft an und überlegt eine Neuanschaffung – oder alternativ eine Änderung des Bestandes. Rutsche, Wellenbecken und Sprungbrett sind starr, obgleich es veränderbare Wellenarten gibt. Bei einer Kletterwand kann je nach Art der Wand die Kletterroute verändert werden. Einzelne Elemente der Wasserparcours sind austausch- und somit veränderbar, und dies zu einem Bruchteil der ursprünglichen Anschaffungskosten. Bei verfahrbaren Parcours können getauschte Elemente temporär im Keller lagern, um nach einigen Jahren als neue Elemente eingebaut zu werden. Denkbar ist auch, Parcours zwischen verschiedenen Bädern rotieren zu lassen.

NinjaCross Wasserparcours

Durchlauf an Personen

Gerade in Stoßzeiten ist der Durchlauf an Personen ein wichtiger Aspekt, der in Verbindung mit der Nutzfläche und dem gleichzeitigen Angebot mehrerer Attraktionen in Kombination zu sehen ist. Ein separates Sprungbecken mit integrierter Kletterwand an der Stirnseite der Sprungtürme des Beckens ermöglicht eine effektivere Raumnutzung als eine Kletterwand im 25-m-Becken mit fünf Metern Fallraum, welche zwei Schwimmerbahnen blockiert. Zu betrachten sind die Frequenz und die Anzahl der Personen, die gleichzeitig nebeneinander und hintereinander auf der Attraktion sein können. Doppelrutschen und verfahrbare Seilgärten mit zwei parallelen Parcouren kommen nach dem Wellenbecken auf den höchsten Durchsatz. Bei Wasserseilgärten können mehrere Personen gleichzeitig auf der Anlage sein. Bei Sprungturm und Kletterwand ist die Frequenz eventuell etwas höher, aber dafür kann immer nur eine Person auf der Anlage sein.

Fazit

Das Wellenbecken hat die meisten Nutzer und bedient alle Nutzergruppen, hat aber auch die höchsten Kosten.

Der Sprungturm ist ein Klassiker. Das benötigte Raumvolumen bedeutet Mehrkosten im Bau und im Unterhalt bei relativer Eindimensionalität der Nutzung.

Der verfahrbare Wasserseilgarten liegt in der Gesamtkostenbetrachtung im Mittelfeld, er punktet durch große Vielseitigkeit und bringt Mehrwert für Bad und Nutzer.

Die klassische Wasserrutsche ist kostenintensiv, aber auch für Nichtschwimmer hervorragend einsetzbar.

Die Kletterwand liegt im Mittelfeld bei den Gesamtkosten und bietet eine attraktive, aber eingeschränkte Nutzungsvielfalt.

Die aufblasbaren Spielgeräte bieten eine gute Mehrperspektivität und den günstigsten Kostenrahmen. Sie sind jedoch mühsam im Handling, haben einen erhöhten Personalbedarf und ein größeres Risiko bei der Überwachung und sind wenig nachhaltig.
 
 
 

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